Warum alte Texte lesen? Lesen als Mitarbeit am Text

Jeder, der sich mit antiken Texten befasst, wird wohl schon einmal mit der Frage nach der Relevanz dieser Lektüre konfrontiert gewesen sein. Die moderne Philologie hat sich darüber viele Gedanken gemacht. Hier soll daran erinnert werden, dass und wie dies schon in der Antike geschah. Anlass sind Zeugnisse neueren Datums aus dem Kontext der epikureischen Philosophie, in denen eine philologische Beschäftigung mit Texten mit dem Anspruch verbunden wird, neben dem Text selbst auch die Relevanz der Lektüre für die Rezipienten im Blick zu haben. Diese Haltung wird moderne Philologen irritieren. Man mag geneigt sein, sie als weitere Besonderheit der epikureischen Schule zu registrieren. Sieht man genauer hin, erweist sie sich jedoch als eine Facette der antiken Lesekultur, die man bis in die Kaiserzeit verfolgen kann und deren Merkmale ansatzweise schon bei Platon diskutiert werden. Diese ›aktive‹ Leseweise verdient auch deshalb Aufmerksamkeit, weil Strukturelemente antiker Texte offenbar an diese Lesehaltung appellieren und mit Blick auf sie Profil erhalten. Indem sie Verantwortung der Leser für Konstitution und Deutung von Texten voraussetzt und reflektiert, verleiht sie modernen Positionen (›Geburt des Lesers‹) historischen Hintergrund und kann zudem vielleicht einen antiken Beitrag zur modernen Nützlichkeitsdebatte leisten.

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1. Auflage
120 Seiten
Leinen mit Schutzumschlag
Heidelberger Akademische Bibliothek
ISBN 978-3-520-90017-3

noch nicht erschienen

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Erscheinungsdatum: 12.03.2025,

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