Verlag

Verlagsprofil

Als Alfred Kröner sich von seinem Vater auszahlen ließ, um den Alfred Kröner Verlag zu gründen, war es vor allem seine Absicht, durch sorgfältig edierte, hochwertig ausgestattete und dabei äußerst preiswerte Ausgaben zentrale Werke aus Philosophie, Soziologie, Religion und Geschichte unters Volk zu bringen. Das ist ihm gelungen: Generationen von Lesern haben Marc Aurel, Gustave Le Bon oder Marx über die kleinen, hellblauen Leinenbände von Kröner Taschenausgabe (KTA) kennengelernt, die, seit 1908 kontinuierlich ausgebaut, bis heute das Herzstück des Verlages bildet – mit derselben Absicht wie zu Anfang. Außer Klassikern erscheinen hier Gesamtdarstellungen, die den Schwerpunkt auf fachliche Kompetenz und Verständlichkeit legen, sowie umfangreiche Nachschlagewerke und Handbücher.

Seit 2008 gibt es einige Klassiker außerdem in Großdruckausgaben.

Die broschierten Bände des seit 2007 erscheinenden Kröner Taschenbuchs konzentrieren sich auf einführende Literatur für Studenten, Lehrer und Oberstufenschüler sowie den privat Interessierten, aber etwa auch – mit der Reihe ›Geschichte im Rucksack‹ – für Kulturreisende.

Perlen der Weltliteratur in Ausgaben zum Verlieben bietet die Reihe Erlesenes Lesen. Leineneinband und Lesebändchen, Bilder aus der Zeit und weitere Schmankerl sorgen für das ästhetische Erlebnis; Anmerkungen, ein kundiges Nachwort und Zeittafel schärfen den Blick für die Feinheiten des Textes und eröffnen ungeahnte Tiefen.

Qualität als Motto und die Liebe zum schönen Buch zeichnen den Kröner Verlag bis heute aus, auch und gerade in Zeiten des Internets: Ausgesuchte Autoren, ein gründliches Lektorat, sorgsam gesetzte, hochwertig ausgestattete Bücher und eine enge Beziehung zum traditionellen Buchhandel bilden die Säulen unseres Hauses, das sich unverändert in Familienhand befindet.

 

Verlagsgeschichte

Am Anfang stand ein Zusammenschluss technisch orientierter Verlage: Adolf von Kröner, Inhaber der J. G. Cottaschen Buchhandlung, erwarb 1897 den Architekturverlag Arnold Bergsträsser (Darmstadt), vereinigte ihn mit dem technischen Verlag der Cottaschen Buchhandlung und übergab die beiden Verlage 1898 seinem Sohn Alfred. Alfred Kröner erweiterte diesen Grundstock durch den Ankauf bedeutender ingenieurwissenschaftlicher Werke und setzte 1903 mit dem Erwerb des Emil Strauß Verlages (Bonn) einen neuen Akzent für den ab 1904 in Stuttgart ansässigen Alfred Kröner Verlag.

Mit der Übernahme des Strauß Verlages war Alfred Kröner Verleger von Autoren wie Wilhelm Wundt, David Friedrich Strauß oder Emile Durkheim geworden. Sein verlegerisches Interesse an den damals noch wenig bekannten Werken Friedrich Nietzsches führte schließlich zum Zerwürfnis mit dem Vater; 1907 zog Alfred Kröner mit seinem jungen Verlag nach Leipzig, um dort ungestört die aktuellen Entwicklungen vor allem der Philosophie, Soziologie, Psychologie und Religionskritik in seinem Verlagsprogramm vorzustellen.

1910 erschien als erster Höhepunkt dieses fortan konsequent erweiterten Verlagszweiges Friedrich Nietzsches Philologia 1866-1877, der erste Band der 1926 abgeschlossenen zwanzigbändigen Nietzsche-Ausgabe, der sogenannten Großoktavausgabe. Mit den Beständen des Emil Strauß Verlages hatte Kröner zudem auch dessen ›Volksausgabe‹ übernommen: steifkartonierte Hefte in Großoktav, in der 1899 so populäre Werke wie Ernst Haeckels Welträtsel oder Charles Darwins Abstammungslehre erschienen waren. Kröner ersetzte die preiswerten, aber kärglich ausgestatteten Broschüren durch blaue Leinenbände in Kleinoktav und führte sie als Kröners Taschenausgabe weiter, nebenbei etablierte er damit das Format des modernen Taschenbuchs.

Mit dieser Taschenausgabe begründete Alfred Kröner die heute noch gültige Firmenphilosophie, Schlüsseltexte der Geistes- und Kulturwissenschaften in soliden und zugleich preisgünstigen Ausgaben einem möglichst breiten Leserkreis zugänglich zu machen. Neben sorgfältig edierten Quellenausgaben grundlegender Werke der Weltliteratur (etwa Epiktet, Marc Aurel, Seneca) erschienen im Zuge dessen allgemein verständliche Gesamtdarstellungen bestimmter Epochen und Themen (z. B. Karl Heinemann: Die deutsche Dichtung, 1910) sowie Wörterbücher (z. B. das Philosophische Wörterbuch, zuerst 1912), die mit ihrem breiten Stichwortspiegel und gezielten Literaturhinweisen Zugang zu verschiedenen Wissensbereichen bieten. Noch heute sind dies die drei Grundtypen von Kröners Taschenausgabe. Bis zu seinem Tod 1922 brachte Alfred Kröner 21 Bände heraus.

1922 übernahm der Dichter Wilhelm Klemm, ein Schwiegersohn Alfred Kröners, die Geschäftsführung des als Kommanditgesellschaft weitergeführten Verlages. Unter seiner Leitung erschienen bis 1937 in rascher Folge über 100 neue Titel der Taschenausgabe; durch die Edition literarischer und philosophischer Texte des Mittelalters (z. B. Augustinus, Thomas von Aquin) sowie durch die Herausgabe der philosophisch-ökonomischen Frühschriften von Karl Marx 1932 – unmittelbar vor Hitlers Machtergreifung – setzte Wilhelm Klemm neue Akzente. 1937 erteilten ihm die Nationalsozialisten wegen »politischer Unzuverlässigkeit« Berufsverbot – er hatte sich geweigert, die jüdischen Autoren aus den Beständen seines Barsortiments auszuschließen –; im gleichen Jahr wurde der Verlag nach Stuttgart zurückverlegt, wo ihn der mit der Familie befreundete Verleger Herbert Hoffmann weiterführte. In der Folgezeit erschienen vor allem Klassikerausgaben, die es ermöglichten, den Indoktrinationen des Regimes zu entgehen. Trotz widriger Umstände erschien bald nach Kriegsende eine Reihe von Werken, die in der Folge hohe Auflagen erzielten, wie etwa die Deutsche Literaturgeschichte (zuerst 1949) von Fritz Martini.

1950 wurde die Leitung des Verlages den Enkeln des Verlagsgründers, Arno Klemm und Walter Kohrs, übertragen; 1976 ging er in ihren Besitz über. Arno Klemm und Walter Kohrs sahen ihre Hauptaufgabe in der Weiterführung und im planmäßigen Ausbau der Taschenausgabe; mit Rücksicht auf die konkurrierenden Taschenbuchverlage erschienen dabei zunehmend urheberrechtlich geschützte Originalwerke und Nachschlagewerke.

Der Ausbau des literaturwissenschaftlichen Programms wurde in dieser Zeit vor allem von Gero von Wilpert (1955-72 Cheflektor des Verlages) gefördert, der selbst unter anderem das Sachwörterbuch der Literatur (zuerst 1955) verfasste und das Lexikon der Weltliteratur (zuerst 1963) in zwei großformatigen Bänden herausgab.

Für das Gebiet der Geschichte engagierte sich der Verlag bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg: 1958 erschien der erste Band des Handbuchs der historischen Stätten, das für Historiker und geschichtlich Interessierte gleichermaßen unentbehrlich geworden ist und inzwischen in 16 Bänden vorliegt. Daneben erschienen zahlreiche Ländergeschichten, Gesamtdarstellungen zu einzelnen Aspekten der Weltgeschichte (Dinzelbacher: Europäische Mentalitätsgeschichte, zuerst 1993, oder Kleine Geschichte des Kolonialismus, zuerst 1996) sowie als Großband außerhalb der KTA etwa das Lexikon der deutschen Geschichte (zuerst 1977).

Neben Arno Klemm und Walter Kohrs trat 1989 mit Imma Klemm eine Urenkelin des Verlagsgründers in die Geschäftsführung ein. In den 1990er Jahren wurde dann insbesondere der Bereich der Philosophie ausgebaut: mit Franco Volpis Großem Werklexikon der Philosophie (1999), das als ›Meisterwerk‹ bezeichnet wurde, mit kommentierten Textausgaben hellenistischer Philosophie und fundierten Kompendien zur Philosophie der Gegenwart.

Mit Alfred Klemm hat im Jahr 2010 ein Sohn von Arno Klemm die Verlagsleitung übernommen. Das gegenwärtige Verlagsprogramm pflegt in der gesamten thematischen Vielfalt die Tradition anregender, gut lesbarer, gehaltvoller und hochwertig ausgestatteter Bücher für einen möglichst großen Kreis kulturell interessierter Leser. Erweitert wurde das Programm 2007 durch die Reihe Kröner Taschenbuch, die leicht verständliche, einführende Literatur bietet, sowie 2008 durch Großdruckausgaben, die die Kröner-Klassiker auch denjenigen erschließen sollen, deren Sehkraft nachlässt. Die Reihe ›Meilensteine‹ innerhalb von Kröners Taschenausgabe liefert strukturierte Geschichte der jeweiligen Disziplin – versehen mit einer didaktischen Note; Profile deutscher Kulturepochen führen leicht verständlich und fachübergreifend in die jeweilige Epoche ein. Die Tradition der hochwertigen Ausstattung greift auch bei der Reihe Erlesenes Lesen, z.B. mit Heines Harzreise oder Tucholskys Schloß Gripsholm.

Jährlich erscheinen zwischen fünf und zehn neue Titel; daneben steht gleichrangig die Pflege der Backlist durch regelmäßig aktualisierte Neuauflagen.

Ein kleiner Einblick in unsere Verlagsarbeit

Als Traditionsverlag sehen wir unsere Aufgabe in der Pflege der klassischen Verlagsarbeit, und das heißt, wir bringen nicht einfach Manuskripte auf den Markt, sondern wir arbeiten mit Leidenschaft daran, das bestmögliche aus ihnen herauszuholen. Unter anderem sind wir ständig damit beschäftigt zu lesen, uns umzuschauen, zuzuhören, um zu eruieren, welche Titel unser Programm sinnvoll erweitern könnten – dabei handelt es sich nicht nur um Manuskripte, die uns fertig angeboten werden; tatsächlich überlegen wir uns ca. 60 % der Titel, die in unserem Verlag neu erscheinen, selbst. Hier kommt der zweite Schritt ins Spiel: die sorgfältige Auswahl unserer Autoren – sämtliche Kröner-Autoren sind Experten ihres Fachs; wichtig ist uns außerdem ein leicht verständlicher, gut lesbarer Schreibstil. Wenn schließlich das Manuskript vorliegt, wird es in unserem Lektorat äußerst sorgfältig geprüft und redigiert, natürlich in enger Zusammenarbeit mit den Autoren: »Ich glaube, es gibt keinen deutschen Verlag mehr, in dem so gründlich lektoriert wird«, so der Kommentar eines unserer Autoren.

In der Herstellung bekommt das Manuskript seine endgültige Form. Dabei geht es vor allem darum, dass Inhalt und Gestalt sich ergänzen, dass das Schriftbild also am Ende schlüssig ist und den Lesefluss sowie das Verständnis des Textes unterstützt. Hier werden Schrifttypen und -größen ausgewählt, Gliederungselemente zugewiesen, Grafiken erarbeitet und Abbildungen bearbeitet; Trennungen müssen am Ende von Hand überprüft werden, da kein Satzprogramm hier wirklich firm ist. Die Kolumnen müssen eingefügt und Verzeichnisse angefertigt werden – eine Herausforderung für jeden Setzer ist die Erstellung von Registern, die nicht nur zeitaufwändig ist, sondern auch einiges an inhaltlichen Überlegungen erfordert – man stelle sich vor, am Ende fände sich jede Seite, auf der ›Caesar‹ erscheint, im Register unserer Römischen Geschichte.

Wenn das Buch schließlich aus der Druckerei kommt – ein Höhepunkt der Verlagsarbeit –, beginnt die Arbeit des Vertriebs: Unsere Verlagsvertreter müssen instruiert und koordiniert, die Buchhändler informiert werden; eine enge Zusammenarbeit mit dem klassischen Buchhandel halten wir nach wie vor für den Schlüssel zum Herz des Lesers. Der Vertrieb hält außerdem den Kontakt zur Presse sowie zum Leser selbst: Nicht nur unsere Autoren, die zu unseren eifrigsten Lesern gehören, sondern auch der eine oder andere Kröner-Fan freut sich über einen direkten Draht zum Verlag.